Griechenlands Staatsdienst wuchert seit 178 Jahren

20130711

Πηγή: Die Welt

[Beschäftigungslose Krieger wussten schon nach dem griechischen Befreiungskrieg vor 178 Jahren, ihre Begehrlichkeiten nach “reichem Gewinn” in die Tat umzusetzen – Gemälde von Peter von Hess (um 1841/44)]

 

Die Forderung der Geldgeber, Griechenlands Verwaltung weiter zu straffen, treibt die Polizei auf die Barrikaden. Mit Protesten der Sicherheitskräfte begann 1835 schon einmal der Ruin des Staatsetats.Von Berthold Seewald

Griechenland im Sommer 2013: Den streikenden Staatsdienern, die seit Tagen demonstrierend durch die Hauptstadt ziehen, haben sich jetzt auch die Sicherheitskräfte angeschlossen. Am Mittwoch besetzten Polizeibeamte ein Verwaltungsgebäude, um auf diese Weise gegen die neuen Forderungen der internationalen Geldgeber zu protestieren, nach denen Griechenland bis zum Jahresende 25.000 Staatsdiener in eine Auffanggesellschaft überführen soll.
Griechenland im Frühjahr 1835: Vor den Verwaltungsgebäuden der Hauptstadt kampieren Hunderte von ehemaligen Sicherheitskräften. Sie demonstrieren lautstark für eine angemessene Versorgung und fordern Posten im öffentlichen Dienst. Damit setzen sie die Politiker unter Druck, den internationalen Forderungen nachzukommen, arbeitslose Staatsdiener endlich angemessen abzufinden. Vom 22. April 1835 datiert der Regierungsbeschluss, mehr als Tausend dieser Männer in eine sogenannte Eliten-Phalanx aufzunehmen und damit staatlich zu alimentieren.
Man kann die quantitative Eruption des griechischen Staatsdienstes auf den Tag genau festlegen. Seit 178 Jahren werden Beamtenstellen wie Pfründe gehandelt, was immerhin dazu geführt hat, dass die 10,8 Millionen Griechen der Gegenwart sich mehr als 700.000 Menschen leisten, die sie verwalten. Wobei “verwalten” nicht unbedingt das richtige Wort ist. Ein Blick in die Geschichte bietet Aufklärung.

Pensionär auf Staatskosten
Damals, 1835, hatten noch die Bayern des Königs Otto von Wittelsbach das Sagen. Die waren auf Sparsamkeit gedrillt. Das Übersetzerbüro, das die Eingaben der Bevölkerung, die natürlich in der Volkssprache gehalten waren, in die neue Amtssprache Katharevousa übertragen sollte, war gerade einmal mit drei Leuten besetzt.
Überall im Lande aber lungerten Leute herum, die sich als führende Revolutionäre bezeichneten, Offiziere des Befreiungskrieges gegen die Türken. Es sollen mehrere Tausend gewesen sein, deren einzige Qualifikation es war, als charismatische Führer ein paar Männern vorangeschritten zu sein. Sie wollten weder eine Bauernstelle, noch wollten sie sich in der neuen Armee verdingen. Ihnen schien nur eine Tätigkeit gemäß: als Pensionär auf Staatskosten ihren Ruhm zu genießen.
Da auch die Gesandten der Großmächte und der bayerische König selbst ihr Ansinnen unterstützten, kam es zum Beschluss des 22. Aprils 1835. Seitdem dient der öffentliche Dienst Griechenlands als Versorgungsanstalt, als “Quelle reichen Gewinns”, wie es später ein griechischer Politiker formulierte. Wiederholter Staatsbankrott war die Folge.
Die Selbstbeharrungskräfte des griechischen Staatsdienstes sind beachtlich. Als Sparmaßnahme war im Juni der überdimensionierte öffentlich-rechtliche Rundfunk Griechenlands eingestellt worden. Jetzt will er wieder auf Sendung gehen: Ein Testbild ist schon zu sehen.

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